Party für alle statt Rückschau

Der VfL Winterbach feiert sein 140-jähriges Bestehen mit einem Sportfest über fünf Tage

Wenn auf der eigenen Geburtstagsparty das Bier ausgeht, dann hat man entweder schlecht kalkuliert – oder es sind einfach viel mehr bierfröhliche Feiermenschen gekommen als erwartet. Beim VfL Winterbach ist es eindeutig der zweite Fall gewesen: 140 Jahre Vereinsgeschichte feierte der VfL in der vergangenen Woche von Dienstag bis Samstag, mit viel Anlauf und ganz bewusst geplant als großes Fest der Gegenwart und der Zukunft und nicht als chronologische Rückschau.

Natürlich, man schätzt und ehrt die Gründer und Gründerinnen, all die Sportelnden und Ehrenamtler, die den Verein groß und größer gemacht haben. Aber bei der Feier in diesem Jahr ging es nicht darum, gemeinsam eine Festzeitschrift zu studieren. Es war ein spartenübergreifendes Sportfest für alle, vom Junior-Tanzteam der DanceRobix bis zu den Über-70-Jährigen beim Seniorennachmittag, von der C-Jugend der Handballerinnen der SG Remstal bis zum Alte-Herren-Team der Fußballer.

Und dann am Donnerstag eben, am Handball-Abend: Bier alle, komplett ausverkauft. „Es sind einfach viel mehr Leute gekommen, als wir erwartet hatten“, sagte Geschäftsführerin Melanie Summers. Und diese Leute waren eben nicht nur Apfelschorletrinker. Machte aber nix, Sportler sind ja in der Regel auch Pragmatiker: Da geht dann eben mal jemand aus dem Vorstand zur nächsten Tankstelle und besorgt noch ein paar Kästen. Krise abgewendet, die Feier auf dem Sportgelände des VfL Winterbach ging weiter.

Wobei „Feier“ auf das gesamte Sportfest betrachtet nicht so sehr „sitzen und trinken“ bedeutete, sondern vor allem: sporteln. „Subbor“ sei alles, erwiderte Vorstandsmitglied Lothar Balle knapp auf die Frage, wie es laufe, während die fröhliche Röte wieder etwas aus seinem Gesicht wich – sich als gelernter Fußballer von den Tischtennisspielern um die Platte scheuchen lassen war dann doch anstrengender als vermutet. Das für alle Sportwilligen offene Bodycross-Programm am Mittwoch sollte eigentlich nur 30 Minuten lang gehen, aber trotz Hitze bodycrossten dann fast 50 Erwachsene und Kinder mehr als eine Stunde auf dem Kunstrasenplatz, während nebenan im Stadion die Kreismeisterschaften im Hochsprung stattfanden. Bei der Gaudi-Olympiade von der Turnabteilung am Samstag wurde hochprofessionell Wäsche aufgehangen und an Trinkbecherpyramiden gebaut. „Das ist genau, was wir erreichen wollten“, sagt Vereinsvorstand Michael Rieger, „dass es über die Grenzen der Abteilungen hinweg ein Miteinander gibt.“

Und eine Verbindung der Generationen im Verein – das lobt auch Bürgermeister Sven Müller in seiner Geburtstagsansprache für den VfL ausdrücklich. In einem Social-Media-Projekt (https://www.instagram.com/vflwinterbachev) stellte der Verein in den Wochen vor der Feier aus jeder der acht Abteilungen ältere und jüngere Sportlerinnen und Sportler vor. Mehr als 2400 aktive und passive Mitglieder hat der VfL, „davon 800 Jugendliche, das ist schon eine beeindruckend Zahl“, sagt Müller. Die würden im Verein betreut, trainiert und integriert, tanken Selbstbewusstsein, finden eine Gruppe, erfahren Bestärkung. „Pflegen Sie diese Gemeinschaft“, sagt Müller.

Für den letzten Tag der Feierwoche, den Samstag, hat der VfL dann anders als an den Tagen zuvor externe Unternehmen zur Bewirtung bestellt. Damit die Vereinsmitglieder und Sportfreunde und -freundinnen wirklich einfach nur feiern können. Und weil 680 Liter Bier direkt vom Braumeister so klingen, als müsste niemand nochmal schnell zur Tankstelle.